Regenerative Grünlandbewirtschaftung - "Hand in Hand mit der Natur"
Das ist unser Hof, wie er noch im Jahr 2008 aussah. Seitdem hat sich vieles geändert - nicht nur baulich. Da unsere Hofstelle am Südhang des Berges "Kugel" liegt, war der Hofname "KugelSüdhangHof" schnell gefunden. Zwischenzeitlich ist daraus eine Marke geworden, die weit über die Grenzen des Allgäus hinaus bekannt ist. Aber so schön unser Hof auch am Fuße "der Kugel" gelegen ist - Dieser Berg hat seine Tücken!!
Mehr… Weniger…Wir, Christine & Martin, sind sogenannte "Kleinbauern" und bewirtschaften im (meist) sonnigen Oberallgäu einen derzeit 23 Hektar (zzgl. Wald) großen Biobetrieb (Demeter). Vor einigen Jahren haben wir uns auf völlig neue Wege in der Grünlandbewirtschaftung gewagt. Unser Ziel ist seitdem, durch regenerative Bewirtschaftungsmethoden, die Ressourcen und Netzwerke der Natur zu erhalten, bzw. wieder instand zu setzen. Dabei achten wir sehr darauf, uns in die natürlichen Kreisläufe einzufügen und diese möglichst wenig zu stören.
Mehr… Weniger…Unsere neu erworbenen Erkenntnisse haben u. a. zu der Feststellung geführt, dass wir sehr viel mehr "Mitarbeiter" haben als gedacht. Und nicht nur das: Wir haben endlich kapiert, dass sie in ihren spezialisierten "Aufgabenbereichen" wesentlich kompetenter und erfahrener sind als wir. Es ist natürlich nicht so, dass wir jetzt nichts mehr tun, aber unsere täglichen Arbeitsanforderungen haben sich "unterm Strich" doch sehr zum Positiven verändert.
Mehr… Weniger…Seit geraumer Zeit können wir feststellen, dass durch die Verbesserung der "Rahmenbedingungen", weitere "freischaffende Mitarbeiter" aus anderen Betätigungsfeldern angezogen werden. Wir sehen nun eine unserer Hauptaufgaben darin, diese Spezialisten an unserem Standort zu halten. Alle sind wichtig, auch wenn sie noch so klein und scheinbar "unbedeutend" sind. Sie tragen in ihrer Gesamtheit zur Resilienz (Widerstandsfähigkeit) unseres Betriebes bei.
Mehr… Weniger…Vor Jahren haben wir uns einmal kurz mit dem Gedanken getragen, in einen neuen Stall zu investieren und sind jetzt heilfroh, dass wir diesen Schritt nicht vollzogen haben. Stattdessen haben wir unseren Gebäude-Altbestand umgebaut, erweitert und verbessert, haben aber im Großen und Ganzen den Schwerpunkt auf "Freilandhaltung" gesetzt. Diese Entscheidung hat natürlich wieder zu weiteren betrieblichen Veränderungen geführt.
Mehr… Weniger…2013 haben wir uns etwas eingehender mit dem Thema "muttergebundene Kälberaufzucht" beschäftigt und waren zuerst etwas skeptisch, ob das so einfach klappt. Anfang 2014 hat dann unser "Hannelörchen" den Anfang gemacht. Als erfahrene, ruhige Kuh haben wir ihr am ehesten zugetraut, unter unseren Bedingungen (im Anbindestall) mit der neuen Situation zurechtzukommen. Unser Fazit: Wir haben uns vorab über die natürlichste "Sache" der Welt viel zu viel Kopfzerbrechen gemacht.
Mehr… Weniger…Da wir unser Tierhaltungssystem weitestgehend nach draußen verlegt haben, benötigen wir einen möglichst problemlosen Herdenverband, der Tag und Nacht sowie bei jedem Wetter mit unserem "Selbstversorger-Konzept" zurechtkommt. Zu unserem Standort passen am besten kompakte, geländegängige Zweinutzungsrassen (Milch und Fleisch), die optimal an das Futterangebot unserer Flächen angepasst sind.
Mehr… Weniger…Für unser Betriebskonzept ist es essentiell, dass unsere Kälber alle zusammen im Frühjahr auf die Welt kommen. Dieses Konzept nennt sich "saisonale Abkalbung". Auf unserem Betrieb hat das jedoch in der Vergangenheit nie geklappt. So gab es immer ein oder zwei Nachzügler-Kälbchen, die zumindest anfangs schlecht in die Kälber-Herde integriert werden konnten. Dazu musste erst der edle "Grandioso" (Südtiroler GV-Stier) bei uns einziehen, der dieses "Problem" dann ruckzuck innerhalb von drei Wochen erfolgreich erledigt hatte.
Mehr… Weniger…Hier haben wir uns relativ schwer getan, geeignete Bilder zu finden, denn wir machen ja gar nicht mehr so viel ;-)... Ok, wir mähen ein bis zwei Schnitte pro Jahr und sonst wird beweidet. D. h. wir sind fast das ganze Jahr über beschäftigt, unsere mobilen Zäune umzustecken. Schon seit 2012 werden alle Flächen mit unserem Motormäher und einem Doppelmessermähwerk gemäht. Dies schont den Boden und die Insekten. Unseren alten Traktor benötigen wir nur noch für den Ladewagen bei der Heuernte und beim sogenannten "Starten" von Flächen.
Mehr… Weniger…Wir tun es wirklich nicht gerne und wir haben uns nach über fünfzehn Jahren Direktvermarktung immer noch nicht daran gewöhnt. Als Kleinbetrieb kennen wir ja jedes Tier persönlich und sie vertrauen uns - bis zum Schluss! Bis zum Sch(l)uss stehen wir ihnen bei und tun zuvor alles, damit der letzte Gang schnell, ohne Angst und Panik, dafür würdevoll zu Ende geht.
Mehr… Weniger…Wir haben in der Vergangenheit verschiedene Weidesysteme ausprobiert. Mit keinem hatten wir den Erfolg, den wir uns erhofft hatten. Seit 2016 führen wir unsere Herden nach "Holistic Management"-Prinzipien über unsere Flächen. Dies hat bisher nicht nur zu einer Ertragssteigerung geführt sondern auch den Pflanzenbestand nachhaltig verbessert - und das, obwohl wir seit 2012 keine Gülle oder Festmist mehr ausbringen!
Mehr… Weniger…Was bei uns wächst entscheidet im Wesentlichen die Kuhherde durch ihre Selektion (siehe "Weidemanagement"). Aber auch die Zusammensetzung des Bodenlebens - soweit vorhanden - entscheidet, ob sich mehr Unkräuter oder eher Kräuter und Graspflanzen durchsetzen können. Was uns lange Zeit nicht klar war: Pflanzen brauchen gar keinen Dünger in Form von Mineraldünger, Gülle oder Festmist, wenn ausreichend grüne Blattmasse (Fotosynthese) und ein intaktes Bodenleben vorhanden ist. Und: Sie benötigen in größeren Abständen den kurzzeitigen Verbiss und Tritt durch Weidetiere!!
Mehr… Weniger…Dem bisher aufmerksamen Leser wird der folgende Satz völlig einleuchtend erscheinen: Je größer die Vielfalt in einer Wiese, desto widerstandsfähiger (Krankheit/Umwelt/Wetter/Klima) der Bestand, desto höher ist die Produktivität und desto höher ist der Ertrag. Neben dem Sonnenlicht stellt eine hohe Biodiversität auf und im Boden eine weitere kostenlose Ressource dar, die wir im Betrieb für uns nutzen können. Für uns Landwirte stellt sich hier die Frage, inwieweit wir diese Ressource wiederbeleben können, bzw. in unsere Betriebsabläufe integrieren wollen.
Mehr… Weniger…Durch diverse Stallumbauten vor einigen Jahren (Laufställe für Jungvieh), sahen wir uns plötzlich mit sehr viel Festmist konfrontiert. Damit der Festmist möglichst schnell und fachgerecht in Humus verwandelt werden kann, haben wir uns entschieden, einen Kompostplatz zu errichten und in einen Kompostwender zu investieren. Um wirklich gute Komposterde zu erhalten, bedarf es jedoch einiges an Wissen und viel Übung. Das ist uns ziemlich schnell klar geworden.... Es ist wirklich gar nicht so leicht, ungefähr 25 Kubik hochaktive Mikroorganismen in Schach zu halten und den Rotte-Prozess effektiv (und aerob!) zu lenken - schon gar nicht bei unseren Wetterverhältnissen im Allgäu.
Mehr… Weniger…Es macht Sinn, auf denjenigen Flächen guten Kompost (stabile Krümelstruktur, hohe Speicherkapazität) auszubringen, auf denen wenig Humus und auch wenig Pflanzenmaterial (organische Masse) verfügbar ist. Leider haben wir sehr viele Flächen in Hanglage, an die wir mit dem Traktor und Kompostbreiter gar nicht hinkommen. Hier bietet es sich an, aus dem besten Kompost eine Art "Extrakt" zuzubereiten. In Kombination mit dem Holistic Management-Beweidungssystem versprechen wir uns an unseren Steilhängen einen im positiven Sinne "durchschlagenden" Effekt, der auch endlich den Farnbewuchs verschwinden lässt.
Mehr… Weniger…"Wenn du kleine Veränderungen vornehmen willst, ändere die Art wie du etwas machst. Aber wenn du dich zu großen Veränderungen entschließt, ändere deine Sichtweise" (Don Campbell, HMI). Die eigene Sichtweise zu ändern ist tatsächlich der schwierigste Part, weil dies vermutlich etwas mit dem eigenen Ego zu tun hat. In der Tat haben wir anfangs viel Zeit und Geld für sogenannte "kleine" Veränderungen ausgegeben, um hinterher festzustellen, dass eine grundlegend andere Herangehensweise notwendig war.
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